Mit Eierlikör kann man viel machen, vor allem eines: trinken. Schmeckt der gut! Wenn es der richtige ist! Am besten selbstgemacht; da weiß man, was drinnen ist. Im besten Fall weiß man auch, ob die Hühner, von denen die Eier für den famosen Likör stammen, glücklich waren. Das sollten sie auch gewesen sein, denn wie kann denn sonst der Eierlikör glücklich machen, wenn die Hühner unglücklich waren?
Ich war in den letzten Jahren direkter Eierlikör-Verweigerer. Hauptsächlich vom gekauften, teilweise auch von den selbstgemischten Produktionen diverser Bekannter. Nicht weil ich ihn grundsätzlich schlecht fand. Nein, wegen der Eier. Wegen deren Herkunft. Besser gesagt, wegen dem Unwissen über deren Herkunft.
Inzwischen hat sich das schon wieder etwas geändert, das Bewusstsein für den richtigen Eierkauf (Freilandhaltung, noch besser Bio, am Besten: Henne & Hahn Geschwisteraufzucht-Eier) hat sich auch in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis durchgesetzt und im Supermarkt, diversen Bauernläden, Feinkostgeschäften usw. gibt es inzwischen auch ein paar Produkte wo man (ich) beherzt zugreifen kann.
Aber immer nur Eierlikör trinken ist doch langweilig. Also gibt es diesen auch mal in anderer Form, vielleicht als Eierlikör-Gugelhupf oder als Eierlikör-Creme und in der edelsten Variante als Eierlikörtrüffel. Sozusagen samtiger Eierlikör küsst weiße Schokolade!
Und das Beste daran ist: das geht nicht nur zu Ostern! Da aber auch, keine Frage. Als Geschenk sind diese kleinen Eierlikör-Wunderkugeln ein Hit und wer etwas weniger Aufwand betreiben möchte, kann das Überraschungsei auch durchaus weglassen.
Aber bis auf das richtige Temperieren der Kuvertüre hält sich der Aufwand damit sogar sehr in Grenzen und deshalb ist es wirklich einen Versuch wert!
Überraschungseier aus Schokolade
Ihr braucht:
Bastelostereier aus Kunststoff
1 Metallspatel
Küchenthermometer (am besten digital mit einer kurzen Reaktionszeit)
2 Metallschüsseln
2 Gummispatel
Milchkuvertüre, ca. 500 g
Weiße Kuvertüre (beide von guter Qualität; hier lohnt sich sparen nicht), ca. 500 g
1. Um ein „richtiges“ Überraschungsei herzustellen, muss die äußere Schicht aus Milchkuvertüre sein und die innere aus weißer Kuvertüre. Also solltet ihr etwas mehr Zeit einrechnen, weil ihr die Arbeitsschritte doppelt machen müsst.
Zuerst gehören die Plastikeier in zwei Hälften zerlegt und gut ausgewaschen, danach müssen sie wirklich trocken sein (ihr wisst schon: Wasser und Schokolade mögen sich nicht so).
2. Als erstes wird die Milchkuvertüre geschmolzen und richtig temperiert. Temperieren ist insofern wichtig, damit das fertige Osterei nachher schön glänzt und nicht matt daherkommt.
Das richtige Temperieren von Kuvertüre ist ein wichtiger Punkt und hat viel Einfluss auf das Endprodukt. Daher wird es wohl in der nächsten Zeit ein „Kitchen Stories Basics“ dazu geben. Heute aber reicht das Grundlegende:
Ein Drittel der Kuvertüre nehmen und klein schneiden (wenn ihr Kuvertürelinsen nehmt, könnt ihr diesen Schritt auslassen – vorausgesetzt, es sind wirklich kleine Linsen) und für ca. 20 Minuten in den Kühlschrank stellen.
Die verbleibenden zwei Drittel auf etwa 40-45°C auflösen. Ihr könnt das auch theoretisch im Wasserbad machen, aber das ist “gefährlich”, denn wenn nur ein paar Tropfen Wasser in die Kuvertüre gelangen, wird sie bereits dick.
Je nachdem was für einen Herd ihr habt, könnt ihr das auch direkt am Herd auf den beiden kleinsten Stufen machen. Probiert es am besten vorher mit einer ganz kleinen Menge Schokolade aus.
Und unbedingt mit dem Thermometer die Temperatur messen, die Kuvertüre darf auf keinen Fall auf mehr als 45°C erhitzt werden!
Nun vom Herd nehmen und die kalte (aus dem Kühlschrank) in die warme Kuvertüre langsam (immer nach und nach) einrühren. Wirklich gut rühren, denn dazwischen soll sich die Schokolade immer wieder ganz auflösen.
Weiter messen; irgendwann sollte man sich dann durch Abkühlung je nach Schokoladenart zur richtigen Temperatur von 29-32°C sozusagen „hin geimpft“ haben. Die hält man nun und man kann lostunken oder auch Formen gießen.
Ach ja, das war die sogenannte „Impfmethode“!Bei der Milchkuvertüre solltet ihr am Ende bei ca. 30-31°C sein, bei der weißen Kuvertüre sollten es 29-30°C sein und solltet ihr einmal dunkle Kuvertüre verarbeiten wollen dann geht das am besten bei 31-32°C.
3. Das Ausgießen der Eier geht dann wiederum ganz schnell: Eine Plastikeihälfte nehmen, mit einem kleinen Schöpflöffel die Form mit Kuvertüre füllen. Einige Male leicht an die Form klopfen um Luftbläschen zu beseitigen. Die Form umdrehen und die Schokolade ablaufen lassen. Dabei die Form leicht wenden, damit sich die Schokolade gleichmäßig verteilt.
Nun mit dem Metallspatel über den Rand fahren und die restliche Schokolade abstreifen, danach mit nur zwei Kanten auf einer Leiste oder ähnlichem absetzen und die Kuvertüre für ein paar Minuten anziehen lassen. Dann noch einmal vorsichtig abheben und die Kanten nochmals mit dem Metallspatel säubern – so habt ihr nach dem vollständigen Erstarren eine saubere und gerade Kante.
Diesen Vorgang mit den weiteren Plastikeihälften wiederholen bis ihr fertig seid. Sollte eure Kuvertüre in der Zeit zu stark abkühlen und den Arbeitstemperaturbereich verlassen müsst ihr diese wieder von neuem Temperieren (wie oben)!
4. Danach könnt ihr auch gleich die weiße Kuvertüre temperieren und nach der gleichen Methode die Eier ein zweites Mal ausgießen (in der Zeit, die ihr zum Temperieren benötigt, hat die 1. Schicht genug Zeit um ausreichend anzuziehen).
5. Die Eihälften nun am besten über Nacht an einem kühlen und trockenen Ort austrocknen lassen. Bei mir hat sich am besten der Keller bewährt. Da aber nicht jeder einen Keller hat, geht zur Not auch der Kühlschrank, dann reichen aber auch ein bis zwei Stunden.
Die ausgegossenen Eihälften lösen sich von selbst von der Form, wenn sie vollständig erstarrt sind. Ihr müsst dafür nur die Eihälften umdrehen und die Schokoladeform „rutscht“ euch schon in die Hand. Vorsicht, sonst zerbrechen sie gleich und das wäre doch schade um die Arbeit!
Sollten sie wieder Erwarten einmal nicht freiwillig die Form verlassen, kann auch leichtes Klopfen helfen.
6. Um die Eihälften zusammen zu setzen, müsst ihr jetzt nur noch eine flache Platte (oder auch Pfanne) leicht erwärmen und eine Eihälfte mit der offenen Kante kurz ranhalten. Jetzt noch beide Eihälften vorsichtig aneinanderdrücken und kurz warten bis die Nahtkante abkühlt und vorsichtig weglegen. Fertig!
Wenn ihr das Ei füllen wollt (damit ein richtiges Überraschungsei daraus wird), dann müsst ihr das selbstverständlich noch vorher tun.
Außerdem solltet ihr generell für diesen Schritt darauf achten, dass der Raum nicht zu warm ist und vor allem eure Finger schön kühl sind. Sonst habt ihr am Ende noch wunderbare Fingerabdrücke auf eurem Ei!
Die ausgegossenen Eihälften eigenen sich aber auch hervorragend um eine Creme (zum Beispiel Eierlikörcreme) darin als Dessert zu servieren!
Natürlich braucht ihr jetzt auch noch die Füllung für die „Überraschungseier für Erwachsene“. Und was eignet sich besser als das Ei mit einem „Ei“ zu füllen? Also habe ich dafür schöne Eierlikörtrüffel gemacht und von diesen habe ich dann die großen Überraschungseier mit jeweils 2 Trüffeln gefüllt.
Eierlikör küsst weiße Schokolade-Trüffel
{ca. 130 Stk}
Ihr braucht:
2 Blister weiße Schokoladenhohlkugeln (ein Blister enthält 63 Hohlkugeln)
2 Einweg-Spritzsäcke (die Spitze gehört sehr klein abgeschnitten)
1 Mixstab
1 feines Kuchengitter
Backpapier zum Absetzen
Für die Eierlikör-Ganache:
100 ml Obers
60 g Glukosesirup
460 g weiße Kuvertüre
60 g Butter
140 ml Eierlikör
ca. 400 g weiße Kuvertüre extra
1. Das Obers mit dem Glukosesirup aufkochen und vom Herd ziehen.
2. Die Kuvertüre zusammen mit der Butter zugeben und darin auflösen. Jetzt auch den Eierlikör unterrühren und alles mit dem Mixstab gut durchmixen (homogenisieren). Danach auf 30°C abkühlen lassen!
3. Die abgekühlte Ganache (es dürfen wirklich nicht mehr als 30°C mehr sein) in den Spritzsack füllen und mit der Schere die Spitze fein abschneiden. Das Loch lieber nicht zu groß schneiden, sonst patzt ihr unnötig viel herum. Nun die Hohlkörper füllen, 1 mm bis zum Rand frei lassen, und am besten über Nacht an einem kühlen Ort erstarren lassen.
4. Weiße Kuvertüre temperieren und in den zweiten Spritzsack mit feiner Öffnung füllen. Die Hohlkörper damit verschließen. Wieder sehr gut durchkühlen lassen.
5. Wenn auch der Verschluss gut durchgekühlt ist könnt ihr eure weiße Kuvertüre erneut temperieren.
Das Kuchengitter an eure Seite stellen und ein Blech oder Tablett mit Backpapier auskleiden und auch neben euch abstellen.
Nun immer eine Handvoll der gefüllten und verschlossenen Hohlkugeln in die temperierte Kuvertüre tauchen, kurz abtropfen lassen, einmal über das Kuchengitter rollen (so bekommt ihr die unregelmäßige Struktur) und auf dem Backpapier absetzen.
Diesen Vorgang mit allen Trüffeln wiederholen. Wenn die weiße Kuvertüre zu stark abkühlt, noch einmal von Neuem Temperieren!
Die getunkten Trüffel an einem kühlen Ort erstarren lassen und genießen!
Pingback: Schneeballtrüffel... oder auch Mandel-Nougat-Creme-Trüffel
26. April 2014 um 18:35
Hui Nikky! Das sieht ja toll aus und nach verdammmmmt viel Arbeit 🙂
Lecker!
Liebe Grüße aus dem W4tel 🙂
Conny
28. April 2014 um 16:27
Danke liebe Conny, und falls du mal auf der Durchfahrt hier bist kannst du dir gerne ein Sackerl Trüffel abholen – aber du musst schnell sein, ich habe hier fleißige „Vernichter“ am Werk 😉
Ganz liebe Grüße aus dem W4tel ins W4tel 😉
Nikky
24. April 2014 um 19:05
Wow, was für eine Arbeit, aber eine echt tolle Idee!
Habe dich übrigens nur durch Zufall gefunden und finde es toll, dass es auch noch andere Österreicher in der Bloggerwelt gibt! 🙂
Finde deine Fotos wirklich super schön!
Liebe Grüße, Eve
28. April 2014 um 16:25
Hallo liebe Eve,
die meiste Arbeit war das Überwinden damit anzufangen 😉 alles andere ist dann gar nicht so schwer…
Ja, die Bloggerwelt ist inzwischen riesengroß geworden… Österreicher, Waldviertler, Wiener, Deutsche in Österreich, Österreicher in Deutschland und so weiter und so fort 😉
Auch danke wegen der Fotos, ich finde sie diesmal auch wirklich super… quasi: ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn (oder den Auslöseknopf)…
Und dank deines Kommentars habe ich auch nun deinen tollen Blog gefunden!
Alles Liebe, Nikky
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