Gerade im Winter liebe ich Eintöpfe. Und Chili in den verschiedensten Varianten steht hier auf meiner persönlichen Hitliste ganz weit vorne (ein bisschen weiter oben stehen da eigentlich nur noch die verschiedenen Curry-Varianten). Denn Eintöpfe sind für mich das kulinarische Gegenstück einer liebevollen Umarmung. Und ganz ehrlich, gerade in Lockdown-Zeiten, mit relativ wenig bis gar keinem sozialen Kontakt (von echten Umarmungen schweigen wir an dieser Stelle mal lieber), ist so eine kleine, warme, glücklichmachende Chili-Umarmung doch Gold wert!
Und da ich, wie ihr sicher schon mitbekommen habt, auch ein ziemlich Tofu-Fan bin (jaja, werdet ihr euch denken – entweder man liebt ihn oder man hasst ihn), war es natürlich unumgänglich mein geliebtes Chili mit Tofu zu kombinieren.
Ich muss zugeben, ganz alleine bin ich da nicht draufgekommen, immerhin schlemme ich mich schon jahrelang durch die wöchentliche Deli-Karte von Karma Food (habe ich schon gesagt, dass Adi und sein Team mir schon seit Jahren meine Mittagspause im Büro retten?! An dieser Stelle vielen lieben Dank!) und da gibt es auch mindestens einmal die Woche eine Chili-Variante – natürlich, wie könnte es anders sein, sehr oft auch in Kombination mit Tofu.
Räuchertofu – die geheime Superwaffe
Um aber auch dem eingefleischtesten (Achtung Wortwitz) Fleischesser diese Variante schmackhaft zu machen, habe ich mir ein paar Kniffe überlegt, wie dieses Chili einfach nur so vor Geschmack strotzt.
Räuchertofu ist an dieser Stelle, vor allem bei Eintöpfen, meine geheime Superwaffe. Zum einen sind die meisten Räuchertofu-Varianten durch das Räuchern etwas kompakter und weniger feucht und zum anderen ist da dieser (ganz klar, denkt ihr euch nun) dezente Rauchgeschmack, der halt viele deftige Gerichte nochmal unterstützt. Oft bekommt man zwei Varianten: Tofu geräuchert und Tofu extra stark geräuchert. Nehmt für dieses Chili, wenn ihr ihn bekommt, den extra stark geräucherten Tofu – aber don’t worry, alle Bioläden müsst ihr nicht extra abklappern, der normal geräucherte Tofu macht sich auch ganz gut 😉
Einfach und schnell – das Chili con Tofu-Rezept 2.0
Ursprünglich war das Rezept ziemlich fancy, da man den krümeligen Tofu mit der Geschmacks-Marinade nebenbei im Ofen röstet und erst am Ende unter das Chili mischt. Vielleicht bekommt ihr das Rezept auch noch eines Tages (natürlich nur, wenn sich die im Dezember angesprochene Backrohr-Odyssee endlich mal ihrem glücklichen Ende zuwendet), im Moment belassen wir es allerdings einmal bei der etwas einfacheren Variante – einfach im Sinne von: wir benötigen nur einen einzigen Topf!
Chilipulver – eine ominöse Gewürzmischung
In diesem Rezept verwende ich übrigens als Gewürzbasis einfaches Chilipulver. Chilipulver, wie ich bei vielen meiner Freunde feststellen konnte, ist eine Gewürzmischung die fast jeder Haushalt in der Gewürzlade hat.
Wikipedia sagt zu Chilipulver folgendes:
„Chilipulver oder Chilipfeffer (englisch Chili Powder oder Chili Mix) ist eine scharfe US-amerikanischeGewürzmischung aus den Grundzutaten Cayennepfeffer, Kreuzkümmel, Knoblauch und Oregano. Je nach Rezept kann sie zusätzlich Zimt, Muskat, Gewürznelken, Koriander und weitere Zutaten enthalten. Chilipulver ist ein typisches Gewürz der Tex-Mex-Küche. Es ist nicht zu verwechseln mit feingemahlenem Chili, der im deutschsprachigen Raum als Cayennepfeffer gehandelt wird. Chilipulver hat eine relativ geringe Schärfe…“
Wikipedia – Chilipulver
In vielen aktuelleren Rezepten wird Chilipulver als Affront gegen die gute Küche gewertet – hat man zumindest in letzter Zeit den Eindruck – und auch ich hatte jahrelang keine Chilipulver-Gewürzmischung daheim, sondern habe mir lieber aus meinen gefühlten 10.000 Gewürzen eine perfekte Mischung für mein aktuelles Vorhaben zusammengemischt.
Aber sind wir mal wieder ehrlich: wer möchte sich denn immer die Zeit nehmen und unzählige Gewürzgläschen heraussuchen, nur um an der perfekten Mischung zu arbeiten, wenn man doch eigentlich nur recht schnell einen kuscheligen und warmen Eintopf am Tisch stehen haben möchte?
Außerdem kann ich schlecht davon ausgehen, dass alle anderen auch so viele Einzelgewürze im Küchenschrank haben wie ich. Denn meine Gewürzsammlung erstreckt sich inzwischen auf eine ganze (große) Küchenlade voll mit Dosen und außerdem 3 großen, akribisch beschrifteten, Boxen voller Gewürzgläschen und -dosen in der Abstell-/Speisekammer.
Inzwischen bin ich aber der Meinung, dass Chilipulver eine ganz gute Basis ist und man diese lediglich mit ein paar weiteren Gewürzen noch wunderbar unterstützen kann. Von welchem Hersteller bzw. welcher Marke ihr diese kauft, ist dabei fast schon nebensächlich – ich plädiere an dieser Stelle natürlich immer für eine gute Bio-Qualität.
Nun aber wirklich zum Rezept – und keine Angst, das Chili ist weit weniger aufwändig, als es auf den ersten Blick aussieht!
Chili con Tofu
für 4 Personen
Zutaten
Für die Tofu-Basis
500 g Tofu, stark geräuchert
3 EL Hefeflocken
2 EL Sojasauce
2 EL Olivenöl
Für das Chili
2 Dosen Tomaten gewürfelt
1 Zwiebel, fein gewürfelt
1 Dose Kidneybohnen
1 Dose Mais
¼ l Wasser, oder gute Gemüsesuppe
4 Zehen Knoblauch, ebenfalls fein gewürfelt
2 EL Tomatenmark
2 EL Chilipulver
1 EL Kreuzkümmel gemahlen
1 EL Kokosblütenzucker
½ TL Salz (und ein bisschen Gefühl)
1 TL Paprika geräuchert
¼ TL Cayenne Pfeffer *
Zubereitung
- Den Tofu mit einer Gabel in mittelgroße Krümel brechen (durch die unebene Struktur kann der Tofu nun wesentlich mehr Geschmack aufnehmen) und mit den Hefeflocken, der Sojasauce und dem Olivenöl vermischen.
- Danach für ca. 15 Minuten durchziehen lassen.
- Nun den krümeligen Tofu in einem großen Topf (ich nehme dafür gerne einen Topf aus Gusseisen oder einen guten und schweren Emaille-Topf) mit eventuell 1 zusätzlichen EL Olivenöl gut, bei mittlerer Hitze (nicht zu heiß, sonst brennt euch alles viel zu schnell an) anbraten.
- Nach ca. 5 Minuten die Zwiebeln für weitere 3 bis 5 Minuten auf mittlerer Hitze mitrösten.
- In der Zwischenzeit stellt ihr euch schon mal das Wasser bzw. die Gemüsesuppe zum Ablöschen neben dem Topf bereit.
- Nun nur noch die restlichen Gewürze, das Tomatenmark und den Knoblauch hinzufügen und alles für ca. 3-mal umrühren mitrösten (nicht zu lang, sonst bekommt ihr durch das Tomatenmark und den Knoblauch eine bittere Note), danach sofort mit dem Wasser oder mit der Gemüsesuppe ablöschen.
- Jetzt müsst ihr nur noch die gewürfelten Tomaten, die Kidneybohnen und den Mais hinzugeben und alles für ca. 35 bis 40 Minuten auf kleiner Flamme, bei geschlossenem Deckel, vor sich hin köcheln lassen.
Tipp: das Chili schmeckt hervorragend, wenn ihr es beim Servieren noch mit einem Klecks Kokosjoghurt toppt!
* Anmerkung: bei Cayenne Pfeffer muss man ziemlich aufpassen. Ich hatte mal eine Dose, die war so lasch, dass man beruhigt einen ganzen TL in das Chili hätte geben können und man musste noch keine Feuerwehr rufen. Mein aktueller Cayenne Pfeffer (ich verwende momentan diesen hier), ist so scharf, dass ¼ TL sogar schon bei mir klitzekleine Schweißperlen auf der Stirn erscheinen lässt – und ich esse gerne scharf!
Was will ich damit sagen? Esst ihr nicht gerne scharf oder essen Personen mit, welche mit scharfen Essen nicht umgehen können, dann lasst den Cayenne Pfeffer lieber weg!
Knusprige Polentaschnitten
Zutaten
200 g Polenta
2 Zehen Knoblauch, fein gewürfelt
1 TL Thymian getrocknet
500 ml Mandelmilch
250 ml Gemüsesuppe
1 Prise Salz
ca. 2 EL Öl (Raps- oder Sonnenblumenöl)
Zubereitung
- Milch und Gemüsesuppe in einen Topf geben und einmal aufkochen lassen.
- Knoblauch und Thymian hinzugeben und danach die Polenta einrieseln lassen – dabei am besten mit einem Schneebesen gut rühren, damit keine Klümpchen entstehen.
- Die Hitze reduzieren und die Polenta quellen lassen bis die Masse streichfest ist.
- Ein Backblech (oder eine Ofenform, die passt meistens auch besser in den Kühlschrank) mit Backpapier auslegen und die Polenta darauf ca. 1 cm dick aufstreichen. Danach im Kalten (Kühlschrank oder Balkon/Terasse im Winter) auskühlen lassen.
- Wenn die Polenta schön kalt und schnittfest ist, diese in Schnitten (ca. 3 x 5 cm) schneiden und in einer beschichteten Pfanne mit dem Öl unter Wenden ca. 5 Minuten goldgelb anbraten.
