In 80 Tellern um die Welt… Station 1: zum Frühstück in London, England

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Es geht los! Heute fällt der Startschuss zu unserer kulinarischen Weltreise!
Wie schon in meiner Einleitung  geschrieben, werden wir uns in den nächsten Wochen und Monaten auf die Spuren von Phileas Fogg begeben und mit ihm einmal um den Globus reisen bevor sich unsere gemeinsamen Wege wieder trennen.
Immerhin gibt es noch so viel mehr Länder mit einer unglaublichen Küche zu entdecken!

Und wer gemeinsam eine so große Reise antritt, sollte sich doch vorher etwas besser kennen lernen. Findet ihr nicht auch?
Sehen wir uns also unseren Reisegefährten Phileas Fogg etwas genauer an:
Phileas Fogg ist, so sagt man allgemein, ein typischer reicher englischer Gentleman. Zumindest sagt man sich das, denn im Allgemeinen erregt Mr. Fogg kein Aufsehen. Von woher sein Vermögen kommt, kann keiner sagen und er ist diesbezüglich auch nicht gerade sehr mitteilsam.

„Kurz und gut, dieser Gentleman war alles andere als mitteilsam. Er sprach so wenig wie möglich, un je schweigsamer er sich gab, desto geheimnisvoller wirkte er. Zwar spielte sich sein Leben vor aller Augen ab, doch was er tat, tat er mit so mathematischer Gleichförmigkeit, dass er die Fantasie seiner Mitmenschen zu allerlei Mutmaßungen anstachelte…“

Wir können also zusammenfassend sagen, dass unser Mr. Fogg ein Paradebeispiel eines englischen Exzentrikers ist und außerdem in Sachen Pünktlichkeit geradezu pedantisch sein soll.
Außerdem hat Phileas Fogg einen exakten Tagesablauf, denn jeden Tag nach dem Frühstück macht er sich auf in seinen Londoner Reformclub, um dort mit seinen Freunden bis Mitternacht Whist (ein Kartenspiel) zu spielen, Zeitung zu lesen oder auch um zu diskutieren.
Er gilt in seinem Club als sehr bewandert auf dem geografischen Gebiet, wenngleich niemand ihn je in den letzten Jahren außerhalb Londons angetroffen hätte.

Klingt nach einem etwas anstrengenden Reisegefährten, oder? Lassen wir uns vielleicht doch überraschen, immerhin werden wir in den nächsten Wochen genügend Zeit haben um Mr. Fogg besser kennenzulernen.

Wenden wir uns fürs erste unserem zweiten Reisegefährten zu, seinem Diener Jean Passepartout, welchen unser Mr. Fogg gerade erst eingestellt hat.
Passepartout hat schon eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Ob Zirkus, Feuerwehr oder auch Bereiter. Er ist anscheinend auf vielen Gebieten bewandert und einiges davon wird uns auf unserer Globusumrundung sicher helfen!

Wie kommt es also nun dazu, dass wir gemeinsam, in 80 Tagen, einmal um die Welt reisen wollen? Erinnert euch bitte, ab jetzt befinden wir uns im Jahr 1872 und können auf keine Flugzeuge zurückgreifen!
Natürlich geht es um eine Wette – aufgrund eines bestimmten Vorfalles in London in diesen Tagen, wurde im Club eifrig über die Möglichkeit diskutiert, dass man nun immer schneller reisen könne.

„… Ich teile Mr. Foggs Ansicht. Die Erde ist kleiner geworden, weil wir sie heute zehn mal schneller umrunden können als noch vor 100 Jahren. Und dies bedeutet in unserem Fall, dass die Nachforschungen beschleunigt werden.“

„Zugegeben, Mr. Ralph, Ihre These, die Erde sei kleiner geworden, ist wirklich amüsant! Weil man sie heutzutage in 3 Monaten umrunden kann…“

„80 Tage“, warf Phileas Fogg ein.

„Das stimmt, meine Herren“, bestätigte John Sullivan, „nur 80 Tage seit die Great Indian Peninsular Railway den Streckenabschnitt zwischen Rothal und Allahabad in Betrieb genommen hat. Hier ist die Berechnung, die der Morning Chronicle aufgestellt hat:

Von London nach Suez durch den Mont Cenis und über Brindisi, per Bahn und Dampfschiff – 7 Tage
Von Suez nach Bombay, per Dampfschiff –  13 Tage
Von Bombay nach Kalkutta, per Bahn – 3 Tage
Von Kalkutta nach Hongkong (China), per Dampfschiff – 13 Tage
Von Hongkong nach Yokohama (Japan), per Dampfschiff – 6 Tage
Von Yokohama nach San Francisco, per Dampfschiff – 22 Tage
Von San Francisco nach New York, per Bahn – 7 Tage
Von New York nach London, per Schiff und Bahn – 9 Tage…“

Und es kommt wie es kommen muss, unser Mr. Fogg schließt eine Wette über sein gesamtes Vermögen ab. Er wettet mit den Mitgliedern des Reform Club um 20.000 Pfund Sterling, dass es ihm gelingen wird, in 80 Tagen um die Welt zu reisen.
Die anderen 20.000 Pfund seines Vermögens benötigt er um diese Reise zu finanzieren.

Und zusammen mit seinem Diener Passepartout (welcher eigentlich gerade ein geregelteres Leben antreten wollte), reist er also noch an diesem Abend aus London ab und fährt mit dem Zug nach Brindisi in Italien, wo er das Dampfschiff nach Bombay durch den Suez-Kanal besteigen will.

Da wir aber viel mehr Zeit als Mr. Fogg und Passepartout haben, gibt es erst einmal ein stärkendes Frühstück!
Und welches englische Frühstück würde sich hier besser eignen als Kedgeree?!

Kedgeree habe ich tatsächlich in Großbritannien kennen und lieben gelernt und in den vergangenen Jahren habe ich nun schon verschiedene Zubereitungsweisen ausgetestet – und seit einiger Zeit bin ich nun bei dieser hier „hängen geblieben“. Außerdem liebe ich Kedgeree als beste Verwertungsmethode ever für übrig gebliebenen Basmatireis!

Aber was ist Kedgeree überhaupt?

Kedgeree ist ein Gericht der anglo-indischen Küche, wurde also von den englischen Kolonialherren in Indien erfunden. Der Name geht auf das indische Gericht khichṛī zurück, das aus Reis, Dal, Butter, Zwiebeln und Gewürzen zubereitet wird. Fisch und gekochte Eier waren ursprünglich nur Beilagen, wurden aber dem Verständnis der Kolonialherren nach bald Grundzutaten eines gelungenen Kedgeree.
Kedgeree wurde ursprünglich überwiegend zum Frühstück gegessen, denn der in der Morgenfrühe gefangene Fisch sollte möglichst frisch auf den Teller gelangen. In viktorianischer Zeit wurde es auch im Mutterland allgemein bekannt; William Somerset Maugham wird der Ausspruch nachgesagt: „Um in England gut zu essen, sollte man dreimal am Tag frühstücken, und zwar nicht ohne Kedgeree.“. Zumeist wurde es in gehobenen Kreisen zum Frühstück gereicht, heute zumeist als Mittagessen.

(Quelle: Wikipedia)

Was mich immer am meisten gestört hat, war der geräucherte Schellfisch (Smoked Haddock). Leider ist dieser schon seit Jahren in vielen Fanggebieten heillos überfischt und, wenn überhaupt, in Österreich nicht aus vertretbaren Fanggebieten erhältlich.
Ich versuche ja nun schon seit längerer Zeit zu 90% nur heimischen Fisch zu kaufen (natürlich auch aus verantwortungsvoller Zucht bzw. Wildfang). Wenn ich nun doch eine der großen Ausnahmen mache, dann kontrolliere ich immer anhand des Greenpeace Fischratgebers bzw. des WWF Fischratgebers – beide gibt es zum Glück auch als App für das Smartphone.

Ich kann euch aber bestätigen, dass Kedgeree auch mit Wildlachs hervorragend schmeckt. Und dieser ist nun wirklich leichter zu bekommen – aber Achtung: auch hier gibt es viele problematische Fanggebiete!

Kedgeree

{4 Portionen}
ca. 300 g Basmatireis, fertig gekocht
6 Bio-Eier
250 g Wildlachsfilet, aus verantwortungsvoller Fischerei
250 g Erbsen, frisch oder tiefgekühlt
1 große Zwiebel, fein gewürfelt
1 Knoblauchzehe, ebenfalls fein gewürfelt
2 EL Butterschmalz
1 TL Chocolate Habanero Pur (Chilipaste von Herr Brenner), alternativ 1 frische rote Chilischote, ohne Samen fein gewürfelt
2 TL Curry süß von Sonnentor, oder eine andere milde Currymischung
1 TL Kurkuma
1 TL Kreuzkümmelsamen, grob angemörsert
2 TL schwarze Senfkörner
2 frische Lorbeerblätter
Smoked Maldon Sea Salt (oder anderes geräuchertes Salz)
gemahlener schwarzer Pfeffer
½ Bund Petersil, fein gehackt
½ Zitrone, den Saft

1. Zuerst einmal die Eier für 8 Minuten kochen, in den letzten 4 Minuten die Lachsfilets ebenfalls dazu legen.
Danach alles mit einem Schaumlöffel herausheben und die Eier in kaltem Wasser abschrecken. Diese schälen, vierteln und für später zur Seite stellen – auch den Lachs benötigen wir erst später wieder.

2. Die Zwiebelwürfel, zusammen mit dem Knoblauch im Butterschmalz bei mittlerer Hitze in einer großen Pfanne (es muss nachher alles zusammen reinpassen) anschwitzen. Nach ca. 5 Minuten die Chilipaste, Currymischung, Kurkuma, Kreuzkümmelsamen, Lorberblätter und Senfkörner zugeben. Unter ständigem Rühren weitere fünf Minuten braten.

3. Die Erbsen zugeben und für weitere 3 Minuten braten, wenn nötig die Hitze noch etwas reduzieren. Jetzt ist die schwerste Arbeit eindeutig hinter uns, denn nun gehört nur noch alles zusammengefügt!

4. Den Reis gut untermischen und ebenfalls nochmals für ca. 3 Minuten mitbraten, mindestens aber bis er schön heiß ist. Mit Räuchersalz und Pfeffer gut abschmecken.
In der Zwischenzeit den Lachs mit zwei Gabeln grob zerzupfen und, sobald der Reis heiß ist, ebenfalls untermischen.

5. Die Pfanne vom Herd nehmen und jetzt nur noch den gehackten Petersil und die Eier vorsichtig unterheben.
Mit dem Zitronensaft abschmecken, eventuell nochmal mit Räuchersalz nachwürzen.

An diesem Punkt könnt ihr die Pfanne einfach mit einem Deckel zudecken, so hält das Kegderee schön warm bis ihr es braucht (und die Aromen haben nochmals Zeit um durchzuziehen).
Kedgeree eignet sich übrigens sehr gut um eine große Anzahl an Gästen zum Frühstück versorgen zu können!
Zum Servieren einfach nochmal mit etwas Petersil bestreuen und ein paar Zitronenspalten zum individuellen Nachwürzen zur Seite stellen.

 

 

 

P.S.: wenn ihr mehr über „In 80 Tellern um die Welt“ wissen möchtet, dann könnt ihr euch hier informieren.

Eine kulinarische Weltreise in 80 Tellern

3 Kommentare

  1. Pingback: Asking Nikky | Asking People

  2. Was für ein wundervolles Projekt! Ich liebe den Roman! Kennst du eigentlich „In 72 Tagen um die Welt“? Eine amerikanische Reporterin ist 1889 nach dem literarischen Vorbild um die Welt gereist und hat es tatsächlich in 72 Tagen geschafft. Unglaublich spannend!

    Auf alle Fälle freue ich mich schon sehr auf die kulinarische Weltreise auf deinem Blog!

    Liebe Grüße, Julia

    • Hallo Julia, freut mich dass dir das Projekt gefällt! Am Wochenende komme ich wohl auch endlich dazu den nächsten Teil mit Italien fertig zu stellen (irgendwie fehlt im Moment immer die Zeit). Und vielen Dank für den Lesetipp, davon wusste ich noch gar nichts LG Nikky

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